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1530 - Türken vor Wien

neuer Holzschnitt in der Offenbarung

Bild links: Kolorierte Ausgabe des Neuen Testaments von 1546 (Privatsammlung in Deutschland). Rechts: Ausgabe des Neuen Testaments von 1568 (Exemplar aus der Bibelsammlung der Landesbibliothek Stuttgart)

 

Die Türken vor Wien ...

Vom 27. September bis 14. Oktober 1529 belagerten die Türken Wien. Dieses Ereignis setzte den gesamte Westen in allergrößte Aufregung. Erst 66 Jahre vorher war im Jahr 1453 Konstantinopel (heutige Istanbul) von den Osmanen erobert worden. Damit endete das christliche Reich der Byzantiner (Ostrom).

 

Für Luther war mit Bezug auf den Propheten Daniel die letzte Zeit angebrochen. Er gibt für die Offenbarung des Johannes einige neue Holzschnitte in Auftrag. In der Vorrede zur Ausgabe des Neuen Testaments von 1530 schrieb er: „Denn wir achten, das dis Bilde, als ein sonderlichs von den vorigen, vmb der Türcken willen gestellet sey.“

 

Die Illustration zeigt den Angriff auf Wien (Name steht auf der Stadtmauer). Die Reiter sind eindeutig durch die Turbane als Türken erkennbar. Sie reiten aus dem Zeltlager mit der Aufschrift Gog und Magog (Luthers Zeitbezug auf Offenbarung 20, 7-10). Im Vordergrund sieht man, wie der Sultan mit seiner Armee in eine Grube (Hölle?) fährt..

 

Mit diesem Holzschnitt ist eindeutig die misslungene Belagerung Wiens im Jahre 1529 gemeint. Wien steht auf der Stadtmauer und man erkennt den Stephansdom und die Kirche Maria am Gestade (der Holzschnitt basiert auf einem Bild Wiens in der Schedelschen Weltchronik). Hans Lufft benutzte den Holzschnitt erstmals in der Oktavausgabe von 1529 für die niederdeutsche Übersetzung von Johannes Bugenhagen und ab 1530 in den folgenden Ausgaben des Neuen Testaments.