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Passional Christi und Antichristi Lukas Cranach d.Ä.

1521 Wittenberg

Passional Christi und Antichristi
Lukas Cranach der Ältere

1521 Wittenberg

 

Das "Passional Christi und Antichristi" entstand 1521 in Wittenberg. Zu diesem Zeitpunkt nahm die antipäpstliche Polemik in der Reformationsgraphik ihren Anfang.


Lucas Cranach, Philipp Melanchthon und Martin Luther haben in enger Zusammenarbeit ein Werk geschaffen, das den meist leseunkundigen Zeitgenossen reformatorische Positionen mittels des Bildes nahe bringen sollte, heute würde man dies als "Bildpropaganda" bezeichnen. Jede Doppelseite stellt links eine Szene aus dem Leben Jesu Christi dar und rechts gegenüber eine Handlung des Papstes. Er wird nicht als Stellvertreter Christi, sondern als dessen Feind dargestellt, als "Antichrist", der mit Korruption und Sündhaftigkeit behaftet ist. Die einzelnen Holzschnitte greifen dabei auf traditionelle Bildschemata zurück. Sowohl orthodoxe als auch heterodoxe Reformer hatten sich seit Jahrhunderten ähnlicher Gegenüberstellungen bedient, welche aus der Bildsprache des Buchs der Offenbarung schöpfte.

 

Die aufgeschlagene Seite zeigt links die Vertreibung der Wechsler aus dem Tempel. Jesus Christus knüpfte aus Stricken eine Peitsche und jagte die Händler mit all ihren Schafen und Ochsen aus dem Tempel. Er schleuderte das Geld der Wechsler auf den Boden und warf ihre Tische um. Den Taubenhändlern befahl er: "Schafft das alles hinaus! Das Haus meines Vaters ist doch keine Markthalle!" Seine Jünger aber mussten an das Wort in der Heiligen Schrift denken: "Der Eifer für deinen Tempel wird mich vernichten!" (Johannes 2, 13-22). Demgegenüber sieht man den Papst, der sich in kostbaren Gewändern als Antichrist in den Tempel setzt und dort gewinnbringende Geldgeschäfte macht (u.a. Verkauf von Ablassbriefen). Man beachte den kleinen Hund im Holzschnitt. Dies ist ein Verweis auf Matthäus 7,6: "Gebt das Heilige, das euch anvertraut ist, nicht den Hunden! Und eure Perlen werft nicht den Schweinen vor!"

 

Das Werk erlebte zwei deutsche und einen lateinischen Druck ("Antithesis figurata vitae Christi et Antichristi"). Es blieb aktuell und unterscheidet sich damit von anderen Druckwerken des 16. Jahrhunderts.


Das ausgestellte und sehr seltene Faksimile aus dem Inselverlag von 1885 bietet eine detailgetreue Nachbildung des Passionals.

 

 

Beschreibung z.T. übernommen von -->hier<--. Auf dieser Webseite finden Sie auch weitere Bilder aus dem Passional und zur Reformationsgeschichte.

 

Link zur Ausstellung der SLUB Dresden mit vielen Bildern