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1545 - "Ausgabe letzter Hand" - Die gantze Heilige Schrift. Deudsch Auffs new zugericht

letzter Bibeldruck, der zu Lebzeiten Luthers erschien

 

Wittenberg 1545 - gedruckt von Hans Lufft

 

Zu den berühmtesten Drucken der Lutherbibel gehört die Vollbibel von 1545. Es ist die letzte korrigierte Ausgabe, die noch zu Lebzeiten Martin Luthers erschienen ist, daher die Bezeichnung "Ausgabe letzter Hand". 1522 hatte Luther seine erste Übersetzung des Neuen Testaments in Wittenberg drucken lassen und 1534 erschien die gesamte Bibel mit dem Alten und Neuen Testament.

         

     Zeit seines Lebens hatte Luther den Bibeltext immer wieder einer neuen Bearbeitung unterzogen ("dem Volk aufs Maul sehen"). Johannes Mathesius schilderte 1566, dass Luther zu den Revisionssitzungen „mit seiner alten Lateinischen vnd newen Deutschen Biblien“ , kam. „Zuvor […] sich ein jeder auff den text gerüst [hat], dauon man rathschlagen sollte“.

 

   Nach Erscheinen der Ausgabe 1545 (deren Druck im Alten Testament schon 1544 begonnen wurde) hatte der Reformator erneut an einer Verbesserung des Bibeltextes mit seinem Bibelrevisor Georg Rörer gearbeitet. Diese Änderungen erschienen 1546 im Druck und brachten Rörer den Vorwurf ein, die Lutherbibel zu verfälschen. Erst heute weiß man durch die Entdeckung der Revisionsprotokolle, dass die Änderungen in der Ausgabe 1546 ebenfalls direkt auf Luther zurückgehen. Doch damals wurde die Ausgabe von 1546 von den Lutheranhängern verworfen und der Druck von 1545 - die "Ausgabe letzter Hand" - erhielt einen "kanonischen Status", d.h. nur dieser Text wurde Jahrhunderte lang unverändert abgedruckt. Erst im 18. Jahrhundert fing man an, den Text zu verbessern.

         

    Die Bibel wurde wegen ihres mächtigen Umfangs oft in zwei Bände gebunden. Das ausgestellte Original ist der 2. Band und enthält das Alte Testament ab den Propheten und das ganze Neue Testament. Da im Dreißigjährigen Krieg viele Lutherbibeln ein Opfer des Feuers wurden, sind diese Drucke von großer Seltenheit.

 

 

Digitalsat der Landesbibliothek Stuttgart --> HIER

 

 

"Zur Zeit der letzten Gesamtausgabe der Bibel zu Luthers Lebzeiten (1545) müssen ca. 600.000 Bibeln und Teilbibeln mit Luthers Text in Umlauf gewesen sein. Einer Berechnung von Fritz Tschirch zufolge könnte bei einer Bevölkerung von 15 Millionen (um 1525) und einer Auflagenhöhe von rund 2.000 Stück im Jahr 1533 jeder 70. Deutsche bzw. jeder zehnte deutsche Haushalt ein Lutherisches Neues Testament besessen haben".

 

Quelle --> HIER  (Melker Stiftsbibliothek)

 

Lesen Sie in der "Ausgabe letzter Hand" -->HIER


 

Biblia Das ist: Die gantze Heilige Schrifft/ Deudsch.

2 Teile in 1 Bd. Mit 1 Holzschnitt-Portrait, 1 Zwischentitel mit Holzschnittbordüre u. ca. 120 (teils wiederholten) Textholzschnitten aus der Werkstatt Lucas Cranachs.

Wittenberg, Hans Lufft, 1544-1545. Folio. [6], CCCL, CCCCXI, [1] Bl. Ldr. d. Z. über Holdeckeln

 

 

VD16 B 2718; Schmidt, Illustration der Lutherbibel 222f.; Bibelslg. Württ. LB, E 349; Darlow-Moule 4205.

"Ihre Textgestalt war jahrhundertelang die endgültige für die deutsche protestantische Bibel. Niemand wagte an diese Bibelausgabe letzter Hand mit irgendwelchen Änderungen heranzugehen. Die letzte Bibel Luthers von 1545 blieb unantastbar. Es dauerte bis 1861, bis nur die Richtlinien zu einer Revision durchberaten, und bis 1867, bis ein Probedruck des Neuen Testaments erscheinen konnte. Bis die erste durchgesehene Lutherbibel in endgültiger Gestalt vollendet war, wurde es 1892. Die Unantastbarkeit bezog sich auch lange Zeit auf die Bilder der Ausgabe letzter Hand, derselben Bilder, die Luther seiner ersten Vollbibel 1534 mitgegeben hatte" (Schmidt, Illustration der Lutherbibel 222).

 

"Sie galt lange als 'Ausgabe letzter Hand' und erhielt als solche fast kanonische Bedeutung" (Reinitzer 106).