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Die schweren Christenverfolgungen unter Kaiser Nero, Decius und Diokletion

Freikauf mit einem Libellus oder Todesstrafe

Foto Libellus : Wikimedia Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International

Sammlung Biblioteca Apostolica Vaticana bibl. ap. vaticana, pap.gr. 12

Datum: 14. Juni 250 n. Chr.

 

Jesus sagte in Johannes 15,20-21 voraus:

"Gedenkt des Wortes, das ich euch gesagt habe: Ein Sklave ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie mein Wort gehalten haben, werden sie auch das eure halten.
Aber dies alles werden sie euch tun um meines Namens willen, weil sie den nicht kennen, der mich gesandt hat."

 

 

 

Libellus - ein unscheinbarer Zettel, der über Leben und Tod entscheiden konnte

 

 

Laut Apostelgeschichte 11,26 wurden die Nachfolger Jesu zum ersten Mal in Antiochien als "Christen" bezeichnet, was ein Schimpfwort war.

 

Tacitus (ca. 58-120 n. Chr.) berichtet uns in denen um das Jahr 116 n.Chr. niedergeschriebenen Annalen (XV 44), über die erste Christenverfolgung unter Kaiser Nero  (37-68 n. Chr.):

 

"Doch keine menschlichen Vorkehrungen, keine Freigebigkeit des Fürsten oder Sühne der Götter konnte die Schmach entfernen, dass man glaubte, der Brand sei auf Befehl gelegt worden. Um also dieses Gerücht niederzuschlagen, schob Nero die Schuld auf andere und belegte mit den ausgesuchtesten Strafen jene Menschen, die das Volk wegen ihrer Schandtaten hasste und Christen nannte.

 

Ihr Namensgeber, Christus, war unter der Regierung des Tiberius durch den Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden. Für kurze Zeit war jene heillose Schwärmerei dadurch unterdrückt, brach aber aufs Neue aus, nicht allein in Judäa, von wo das Unheil ausgegangen war, sondern auch in der Hauptstadt, in die von überallher alle Gräuel und Schändlichkeiten zusammenströmen und Anklang finden.

 

Daher wurden zuerst diejenigen ergriffen, die Geständnisse ablegten, sodann auf ihre Angabe hin eine gewaltige Menge Menschen, die weniger wegen der ihnen zur Last gelegten Brandstiftung als wegen ihres allgemeinen Menschenhasses als überführt galten. Mit denen, die zum Tod bestimmt waren, trieb man noch Hohn: in Felle wilder Tiere eingenäht wurden sie von Hunden zerfleischt oder mussten ans Kreuz geschlagen und angezündet nach Einbruch der Dunkelheit als nächtliche Beleuchtung brennen.

 

Seine eigenen Garten hatte Nero zu diesem Schaustück hergegeben, und gab ein Zirkusspiel, wobei er sich im Kostüm eines Wagenlenkers unter das Volk mischte oder auf dem Wagen stand. So strafbar daher auch jene Menschen waren und so sehr sie die äußersten Strafen verdient hatten, regte sich doch Mitleid, weil sie nicht dem Nutzen der Allgemeinheit, sondern der Grausamkeit eines einzigen geopfert würden."

 

Unter Kaiser Decius (249-251) musste jeder des christlichens Glauben Verdächtige ein Opfer an die Götter, zu denen auch die früheren Kaiser gehörten, vor einer extra eingesetzten Behörde öffentlich leisten. Dazu musste er ein Gesuch einreichen (Libellus), unter dem die Behörde das Opfer bescheinigte. Nur wenn man so einen Libellus mit Unterschrift vorlegen konnte, entging man der Todesstrafe. Die Zettel sind völlig unscheinbar und doch hing von diesen das Leben eines Menschen ab! Wenn diese Papyruszettelchen reden könnten. Von wieviel Not und Gewissenszwang würden sie uns berichten!

 

Das Gebot von Decius lautete:

Wer die Götter Roms nicht verehrt und dem allmächtigen Kaiser das Opfer verweigert, ist des Religionsfrevels [sacrilegium] und des Majestätsverbrechens [crimen laesae maiestatis] schuldig.

 

Noch schlimmer wurde die Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian (um 240 - 312 n. Chr.). Unter Androhung schwerster Strafen befahl er im Jahre 303 die Auslieferung jeglicher biblischer Schriften. Am 23.2.303 erließ er ein Edikt, dass alle Kirchen niederreißen zu seien und dass alle biblischen Schriften zu verbrennen seien. Wer sich weigerte, die heiligen Schriften auszuliefern, den erwartetete die Todesstrafe.

 

Aus den Märtyrerakten wissen wir, dass in Cirta (heute Constantine in Algerien) nahe Karthago ein Beamter mit Namen Felix von Haus zu Haus zog und bis zu fünf oder sogar acht Bücher beschlagnahmte, ebenso wie heilige Geräte der christlichen Gemeinde.

 

Bekannt ist auch der Fall von Bischof Felix von Thibiuca. Er weigerte sich hartnäckig, die Heiligen Schriften den römischen Gesandten auszuhändigen, und wurde nach Beugehaft durch das Schwert 303 hingerichtet.

 

Oscar Paret urteilt zu Recht: "Aber alle Verfolgungen eines Nero, eines Domitian, eines Decius und Diokletian hat die christliche Gemeinde überstanden, ja, sie hat sich immer mehr vergößert. Die Bibel ist trotz alledem erhalten geblieben. Kaiser Konstantin (306-337) sah ein, dass dieser Glaubenskampf die besten Kräfte verzehrte, ja den Bestand des Reiches gefährdete, und so erließ er im Jahre 313 in Mailand die berühmte Verordnung (sog. Toleranzedikt), nach der der Kirche Gleichberechtigung neben den staatlichen Kulten zugestanden wurde. Allmählich wurde das Christentum dem Heidentum gegenüber begünstigt und 381 wurde es zur Staatsreligion erklärt. Es ist das Geburtsjahr der christlichen Staatskirche."*

 

 

*Oskar Paret, Die Überlieferung der Bibel, Stuttgart, 4. Auflage 1966, S. 51

 

Zu der Bedeutung dieser Opferbescheinigungen siehe die Sammlung der Berliner Papyrussammlung -> HIER <-

 

Zu den Christenverfolgungen -> HIER <- (Projekt Gutenberg: VERHALTEN DER RÖMISCHEN REGIERUNG GEGENÜBER DEN CHRISTEN VON NERO BIS ZU KONSTANTIN · VERFOLGUNG DER JUDEN UND CHRISTEN DURCH DOMITIAN)