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Die Gebete der Essener

Qumrantexte berichtigen den Geschichtschreiber Flavius Josephus

Bild oben links: Prof. Dr. Claus-Hunno Hunzinger rekonstruiert 1954 die Morgen- und Abendgebete der Essener von Qumran, die nur als kleine Papyrusfragmente (4Q503) erhalten waren.

Bild unten links: Prof. Dr. Claus-Hunno Hunzinger rekonstruiert Weihnachten 2015 erneut "seine" Papyrusfragmente, die er als digitales Faksimile beim Besuch der Chefkonservatorin Pnina Shor von der Israelischen Antikenverwaltung als "Puzzle" geschenkt bekam. Zum Besuch siehe --> HIER <--

Bild rechts: Die Papyrusfragmente (4Q503) als digital erstelltes Faksimile der digitalen Leon LeviBibliothek.

 

 

Der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus (37-100 n.Chr.) schreibt über die Essener, die in Qumran eine Siedlung unterhielten:

„Auf eine eigentümliche Art verehren sie die Gottheit. Bevor nämlich die Sonne aufgeht, sprechen sie kein unheiliges Wort, sondern sie richten an das Gestirn gewisse altherkömmliche Gebete, als wollten sie seinen Aufgang erflehen." (Jüdischer Krieg II, 8, 5)

 

Diese Aussage von Josephus hat schon immer verwundert. Wieso sollte eine so streng religiöse jüdische Gemeinschaft, wie die Essener „an das Gestirn gewisse altherkömmliche Gebete“ richten? Dies würde den Geboten der Bibel total widersprechen! Prof. Dr. Claus Hunno Hunzinger, der einzige deutsche Forscher in dem berühmten ersten Schriftrollenteam in den 50’er Jahren des letzen Jahrhunderts, konnte bei der Rekonstruktion einiger Papyrusfragmente – den sog. Morgen- und Abendgebeten (4Q503) - aufzeigen, dass Josephus Richtiges mit Falschem vermischt hatte. So beteten die Essener nicht die Sonne an sondern bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang sollten sie den Schöpfer anbeten. Die Gebete beginnen mit den Worten: „Gepriesen sei der Gott Israels …"

 

Aus konservatorischen Gründen sind die rekonstruierten Papyrusfragmente immer nur zeitweise in der Ausstellung "A Day at Qumran" im Schrein des Buches, dem Rollenmuseum in Jerusalem ausgestellt. 

 

Zu den Gebeten und der Tischgemeinschaft bei der essenischen Gemeinschaft von Qumran siehe den Videobeitrag von Prof. Dr. C.-H. Hunzinger.

 

Zu den Konservierungsarbeiten der israelische Spezialisten unter Leitung von Kuratorin Pnina Shor siehe den Bericht in diesem Videobeitrag.

 

Eine weitere "digitale" Schriftrolle erhielt Prof. Hunzinger ebenfalls als Geschenk: die große Psalmenrolle aus Höhle 11. Siehe -->HIER<--

 

Im September 2021 übergaben die Töchter von Prof. Hunzinger diese Faksimiles als Geschenk an Alexander Schick, der sie nun als besondere Anschauungsstücke in der Bibelausstellung präsentieren wird, neben anderen Exponaten aus der "Sammlung Prof. Hunzinger".  Ein herzliches Dankeschön an die Familie Hunzinger für die freundschaftliche Verbundenheit.